Auf der 18. Jahrestagung der Deutschen Wirbelsäulengesellschaft (DWG), die vom 29.11. – 01.12.2023 in Stuttgart stattfand, ging es unter anderem um aktuelle Therapieansätze bei verschiedenen Indikationen. In meinem kurzen Bericht über die letzte Jahrestagung möchte ich Ihnen kurz meine Eindrücke schildern. 

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DWG – Forschung in der Wirbelsäulenchirurgie

Die DWG ist die größte Wirbelsäulengesellschaft Europas. Sie bietet sowohl Unfallchirurgen als auch Orthopäden sowie Neurochirurgen wie mir ein Forum, wenn es um Wirbelsäulenchirurgie und Wirbelsäulenforschung geht.

Die Veranstaltung im Jahr 2023 fand auf dem Stuttgarter Messegelände vom 29.11. bis zum 01.12.2023 statt. Mit mehr als 2.000 Teilnehmern war sie in diesem Jahr wieder ein voller Erfolg. Vorgestellt wurde die aktuelle Literatur sowie Studienlage bei verschiedenen Indikationen samt aktueller Therapieansätze.

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Wirbelsäulengesellschaft als wichtiges Netzwerk und für den Wissenstransfer

Man trifft auch ehemalige Kollegen und tauscht sich abends bei einem Glas Wein gerne aus. Die wichtigste Frage, die ich mir nach jedem Kongress dieser Art stelle, ist: “Was habe ich aber nun Neues gelernt?“. Ich kann diese Fragen nicht immer eindeutig beantworten. Der Austausch beinhaltet auch kontroverse Themen. Auch diesmal war es nicht so einfach, gerade was die konservative Therapie bei Rückenbeschwerden angeht.

Neuigkeiten für Wirbelsäulenspezialisten

Wenn man der Studienlage Glauben schenkt, haben die meisten konservativen Therapien, auch wenn es vom Patienten subjektiv anders empfunden wird, einen eher moderaten Evidenzlevel. Was bedeutet das?

Das bedeutet, dass außer bei gewissen Infiltrationen (therapeutischen Verfahren) an der Wirbelsäule (SSPDA – Single Shot Peridurale Anästhesie und PRT bzw. PRT Spritze – gesteuerte Nervenwurzelbehandlung) alle anderen Infiltrationen an der Wirbelsäule eher einen moderaten Evidenzlevel haben.
D.h. die Wirkung ist verglichen zu anderen Therapiemaßnahmen (Analgetika-Einnahme, Physiotherapie, Krankengymnastik) nicht wesentlich höher.

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Anders sieht es aus bei den operativen Maßnahmen, wo man klare Richtlinien und Empfehlungen von unserer Fachgesellschaft hat. Auch hier wurde thematisiert, dass das Timing einer Behandlung eine enorme Wichtigkeit zukommt.

Gerade osteoporotische Frakturen hat man früher direkt konservativ behandelt. Inzwischen hat man festgestellt, dass es unter der Behandlung eher zu einer weiteren Sinterung des Wirbelkörpers (Zusammenbruch eines Wirbelkörpers durch eine verringerte Knochendichte) kommt. Schließlich folgt dann doch anschließend eine operative Behandlung, meistens ist der Eingriff auch größer als initial geplant aufgrund der Fehlstellung (Kyphose).

Wirbelsäule mit Schmerzen und Erkrankungen weiterhin eine Herausforderung

Prinzipiell ist und bleibt die Wirbelsäule mit ihren Erkrankungen und den entsprechenden Behandlungen ein spannendes Thema. Die Patienten haben weiterhin große Angst vor bestimmten Therapien und die behandelnden Ärzte großen Respekt. Das hat seine Berechtigung.

Aber: Die Komplikationen bei Wirbelsäuleneingriffen sind nicht höher als die bei anderen Fachdisziplinen. Es liegt an der Hand des behandelnden Arztes, die richtige Entscheidung zu treffen und den Patienten dabei mitzunehmen.

Ich wünsche Ihnen ein gesundes neues Jahr!

Mit freundlichen Grüßen
Dr. med. Charilaos Christopoulos
Chefarzt Wirbelsäulenchirurgie

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