Liebe Leserinnen und Leser,

Pünktlich zum internationalen Running Day gehe ich einer Frage nach, die mir nicht selten von Patientinnen und Patienten in meiner Sprechstunde gestellt wird: Ist Joggen oder Laufen gut oder schlecht für den Rücken?

Viele Menschen joggen einfach, um sich fit zu halten, werden aber gleichzeitig auch beim Laufen von Rückenschmerzen geplagt. Ihnen stellt sich die Frage, ob das regelmäßige Joggen eventuell eine Zusatzbelastung für den Rücken ist, die sie lieber vermeiden sollten.

Besteht also ein unmittelbarer Zusammenhang zwischen den Rückenschmerzen und dem Laufen?

Rückenschmerzen beim Laufen kommen selten vom Laufen selbst…

Zuerst die gute Nachricht: In der Regel liegt die Ursache für die Rückenschmerzen nicht beim Joggen. Regelmäßige Bewegung tut dem Menschen gut. Alle disziplinierten Läufer profitieren von den gesundheitsfördernden Auswirkungen auf das Herz-Kreislaufsystem und fühlen sich nach dem Laufen meist sehr viel wohler und energiegeladener als zuvor.

Rückenschmerzen beim Laufen vermeiden

Denn nicht nur physisch trägt Joggen zu Ihrer Gesundheit bei, viele Menschen nutzen regelmäßiges Laufen vor allem, um sich auch psychisch ins Gleichgewicht zu bringen. Beim Laufen gewinnen sie Abstand vom Stress und den Belastungen des Alltags und sind insgesamt ausgeglichener.

Das verbesserte Wohlbefinden lässt sich auch wissenschaftlich gut erklären. Heute weiß man, dass bei einer körperlichen Dauerbelastung chemische Substanzen (Endorphine) frei gesetzt werden. Endorphine dienen dem Körper nicht nur dazu, das Schmerzempfinden zu lindern, sondern verbessern das persönliche Befinden insgesamt positiv.

Rückenschmerzen entstehen oft durch Fehlhaltungen und einseitige Belastung. Wer also zum Beispiel einen Bürojob hat, für den ist Joggen eine geeignete Abwechslung für den Körper. Vielmehr kann es sein, dass sich durch die Bewegung und die Erwärmung der Muskeln, Rückenschmerzen deutlicher ins Bewusstsein gerufen werden, und wir so den Eindruck haben, die Rückenschmerzen träten hauptsächlich beim Laufen auf.

Laufen stärkt den Rücken

Aus der Sicht eines Wirbelsäulenchirurgen sprechen viele Argumente für das Laufen.

Richtige Haltung beim Joggen beugt Rückemschmerzen vor

In erster Linien muss beim Laufen der Rumpf stabilisiert werden. Dadurch werden die vielen kleinen Rückenmuskeln aktiviert, die im Alltag oft unterfordert bleiben und dann auf Dauer problematische Schwächen entwickelt können. Regelmäßiges Laufen stärkt unseren Rücken also.

Hierauf verweist auch die Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung (DGUV).

Im Allgemeinen führt das Joggen also zu keiner Verschlechterung der Wirbelsäulensituation.
Wenn trotzdem Schmerzen beim Laufen auftreten, sollte man mit dem Joggen aufhören und einen Arzt zu Rate ziehen.

Worauf ist zu achten, um Rückenschmerzen beim Joggen zu vermeiden?

Doch auf die Haltung und die Vorbereitung kommt es an. Wer beim Laufen eine fehlerhafte Stellung einnimmt, ungeeignetes Schuhwerk trägt oder sich ungenügend vorbereitet, läuft Gefahr, sich Verletzungen zuzuziehen und so Rückenschmerzen zu verschlimmern und auch andere Gelenke, insbesondere im Knie, dauerhaft zu schädigen.

  • Die richtige Haltung beim Laufen: Während des Laufens sollten die Arme stets locker am Körper anliegen und der Oberkörper leicht nach vorne geneigt sein.
  • Aufwärmen vor dem Laufen - Verletzungen vermeiden Vor dem Laufen immer Aufwärmen: Ein leichtes Aufwärmprogramm beugt Verletzungen beim Joggen vor. Dies sollten insbesondere Menschen, die gerade mit dem Laufen anfangen, beherzigen, aber auch Menschen, die intensiver und regelmäßiger laufen, sollten sich vor Beginn stets aufwärmen.
    Sinnvoll ist es, Bänder und Sehnen im ganzen Körper zu dehnen, nicht nur in den Beinen.
  • Nicht überfordern: Fangen Sie mit dem Joggen an – aber langsam! Vor allem Menschen, die hauptsächlich im Sitzen arbeiten, sollten Schritt für Schritt mit dem Laufen anfangen und sich nicht zu viel vornehmen. Gerade sogenannte „Hobby-Läufer“ können sich schnell überfordern und setzen Ihren Körper unnötig großer Belastung und Verletzungsgefahren aus.
    Fangen Sie zum Beispiel damit an, einige Wochen erst einmal 20 bis 30 Minuten zu Walken. Sie trainieren so langsam Ihre Muskeln und Ausdauer und machen sich für längere Strecken und ein schnelleres Tempo fit.

Wer sollte aufs Joggen lieber verzichten?

Bei akut aufgetretenen Rückenbeschwerden oder bekannten Bandscheibenvorfällen sollte man lieber auf das Joggen verzichten. Bei diesen Patientinnen und Patienten sowie bei sehr stark übergewichtigen Personen wäre Walking oder Radfahren die zunächst bessere Alternative, um den Fitnesszustand zu verbessern.

Insbesondere bei starken Rückenbeschwerden oder bei Patienten, die bereits an der Wirbelsäule operiert worden sind, muss ich vom Laufen als Leistungssport allerdings abraten.

 

Für alle bereits fanatischen Läufer oder Neu-Läufer, die die erste Herausforderung suchen, hier die nächsten Termine zum Vormerken in Köln:

01.07.2018 – RUN Köln
Rheinboulevard / Ecke Hermann-Pünder-Straße (Organisator: Sport Scheck)

04.08.2018 – BARMER Women’s Run Köln
Tanzbrunnen, Rheinparkweg 1 (Organisator: Barmer Krankenkasse)

07.10.2018 – Köln Marathon
Ottoplatz in Deutz

 

Viel Spaß beim Laufen!

Ihr Dr. med. Charilaos Christopoulos
Chefarzt für Wirbelsäulenchirurgie, OTHOPARC Klinik GmbH, Köln

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