Lieber Leserinnen und Leser,
Osteoporose – das ist den meisten von Ihnen vermutlich kein unbekannter Begriff. Doch was genau verbirgt sich eigentlich hinter dem Begriff Osteoporose und was sind die Symptome einer Osteoporose?
Erfahren Sie im ersten Blogartikel unserer kleinen Reihe, was Osteoporose ist, wie sich das Krankheitsbild äußert und wer in erster Linie betroffen ist.
Die Osteoporose, auch Knochenschwund genannt, ist eine systemische Krankheit des Skeletts und die häufigste Stoffwechselerkrankung des Knochens.
Wie entsteht Osteoporose?
Eine Osteoporose beruht auf einem gesteigerten Knochenabbau, der langfristig gesehen eine Verschlechterung der Knochenqualität (Verschlechterung der Mikroarchitektur) als auch eine Verschlechterung der Knochenquantität (Verschlechterung der Knochenmasse) bedeutet.
Im menschlichen Körper sind die sogenannten Osteoklasten zuständig für den Knochenabbau und die Osteoblasten für den Knochenaufbau. Die Aktivität der Osteoklasten und Osteoblasten sollte in einem gesunden Körper im Gleichgewicht sein und so zu einer ständigen Erneuerung der Knochenmasse führen. Bei einer Osteoporose ist dieses Gleichgewicht zwischen Knochenauf- und Knochenabbau gestört, das Resultat bei fortgeschrittener Osteoporose ist eine erhöhte Knochenbruchneigung des gesamten Skeletts.
Wer ist von Osteoporose betroffen?
Osteoporose ist quasi eine Volkserkrankung, im Laufe des Lebens ist jede 3. Frau und jeder 7. Mann vom Knochenschwund betroffen.
Die Osteoporose wird dabei in zwei verschiedene Gruppen eingeteilt, die primäre Osteoporose und die sekundäre Osteoporose, die wiederum in unterschiedliche Typen unterteilt werden können.
Die primäre Osteoporose ist die häufigste Form der Osteoporose (95%) und hat keine andere Ursache, es wird zwischen zwei Typen der primären Osteoporose unterschieden.
Primäre Osteoporose Diagnose
Typ-I-Osteoporose: die Postmenopausale Osteoporose
Die Typ-I-Osteoporose, auch postmenopausale Osteoporose genannt, betrifft nur Frauen nach der Menopause.
Mit dem Einsetzen der Wechseljahre verändert sich der Hormonhaushalt der Frau und Östrogen wird nur noch in geringen Mengen produziert. Das weibliche Geschlechtshormon hat auch eine knochenschützende Funktion und die verminderte Östrogen-Produktion führt so zu einem beschleunigten Knochenschwund.
Bei der Typ-I-Osteoporose ist hauptsächlich der weichere, schwammartige Teil des Knochens (Spongiosa) betroffen, was dazu führt, dass Frauen mit postmenopausaler Osteoporose besonders häufig eine Instabilität an der Wirbelsäule entwickeln, was im Volksmund auch mit dem sogenannten Witwenbuckel beschrieben wird.
Typ-II: die Senile Osteoporose ist eine Alterserscheinung
An der auch als senile Osteoporose bezeichneten Typ-II-Osteoporose können sowohl Frauen als auch Männer erkranken. Sie tritt in der Regel nach dem 70. Lebensjahr auf.
Bei einer Typ-II-Osteoporose ist nicht nur der spongiöse sondern auch der kompakte äußere Anteil des Knochens (Kompakta) betroffen. Dies bedeutet, dass auch die Stabilität von Röhrenknochen, also z.B. die Oberschenkel- und Unterarmknochen, vom Knochenschwund beeinträchtigt wird, da sie maßgeblich von einer stabilen äußeren Knochenschicht abhängig ist.
Die Hauptursache für die Typ-II-Osteoporose ist der natürliche Alterungsprozess der Knochen, allerdings begünstigen Minderbewegung und mangelnde Zufuhr von Nährstoffen die senile Osteoporose.
Osteoporose bei Kindern und Jugendlichen
Auch bei Kindern und Jugendlichen kann eine primäre Osteoporose auftreten. Die idiopathische juvenile Osteoporose tritt allerdings sehr selten und ohne erkennbare Ursache auf.
Sekundäre Osteoporose
Eine sekundäre Osteoporose ist relativ selten und betrifft nur etwa 5% aller Osteoporose Erkrankungen. Bei einer sekundären Osteoporose ist ihr Auftreten durch eine andere Erkrankung oder andere Faktoren, wie etwa bestimmte Medikamente, verursacht.
Die häufigsten Ursachen einer sekundären Osteoporose sind:
- Erkrankungen der Schilddrüse (Überfunktion) und der Nebenschilddrüse
- Diabetes mellitus
- Rheuma
- Tumorerkrankungen und Chemotherapie
- Medikamente: bei einer chronischen Einnahme von z.B. Kortison, Magenschutzmedikamenten (Protonenpumpeninhibitoren) oder Marcumar
Symptome: Knochenbrüche aufgrund von Knochenschwund
Symptome zeigen sich bei der Osteoporose erst im fortgeschrittenen Stadium, der anfängliche symptomlose Verlauf wird als präklinische Osteoporose bezeichnet, die nur durch gezielte Tests diagnostizierbar ist. Symptome einer fortgeschrittenen Osteoporose sind zum Beispiel Rückenschmerzen, die Ausbildung eines Witwenbuckels und natürlich Knochenbrüche.
Der sogenannte Witwenbuckel ist eine schmerzfreie aber zunehmende Rundrückenbildung, die durch schleichende Wirbelfrakturen ausgelöst wird. Der Witwenbuckel betrifft zwar hauptsächlich Frauen mit postmenopausaler Osteoporose, kann aber auch bei Männern auftreten.
Bei einem Größenverlust von mehr als 4 Zentimetern sollte ein schleichender Wirbelbruch bei Osteoporose in Betracht gezogen, und vom Arzt untersucht werden.
Die bei einer Osteoporose auftretenden schmerzhaften spontanen Knochenbrüche betreffen meist den Oberschenkelhalsknochen (Schenkelhalsfraktur) oder das Handgelenk (Handgelenksfraktur).
An der Wirbelsäule können bereits leichte Verhebungen oder das Tragen von schweren Lasten, die einem gesunden Rücken nichts ausmachen würden, zu akuten schmerzhaften Wirbelbrüchen führen.
Wirbelfrakturen bei Osteoporose können die Mobilität einschränken
Wirbelfrakturen, egal ob akut oder schleichend, können gravierende Folgen haben. Neben den erheblichen lokalen Schmerzen kann durch die zunehmende Rundrückenbildung eine Fehlhaltung der Halswirbelsäule mit schmerzhafter Verkürzung der Halsmuskulatur und schmerzhaften Verspannung der Rückenmuskulatur entstehen. Der Witwenbuckel verlagert den Körperschwerpunkt nach vorne und verursacht Beschwerden in der unteren Lendenwirbelsäule und, durch muskuläre Verkettungen, auch im Bereich der Hüften und der Knie.
Aufgrund der veränderten Statik des Skeletts und der muskulären Veränderungen können Probleme mit dem Gleichgewicht entstehen, die die Sturzgefahr und somit das Risiko weiterer Knochenbrüche deutlich erhöhen. Wird die Instabilität bei Wirbelfrakturen nicht behoben, droht folglich eine deutliche Einschränkung der Mobilität oder sogar Immobilität, was die Lebensqualität der Betroffenen deutlich mindert.
Vielen Dank fürs Lesen!
Und bleiben Sie dran, in den nächsten Blogartikeln unserer Reihe zur Osteoporose geht es um die Methoden der Diagnose bei Osteoporose, welche Risikofaktoren es gibt und wie eine Osteoporose therapiert werden kann.
Ihr Dr. med. Charilaos Christopoulos
Chefarzt für Wirbelsäulenchirurgie, OTHOPARC Klinik GmbH, Köln