Viele Menschen leiden heute unter Muskelverspannungen im Nacken – oft verursacht durch den ständigen Blick auf das Handy oder Smartphone. Dieses Zervikalsyndrom (HWS-Syndrom), besser bekannt als Handynacken oder Tech Neck, betrifft längst nicht nur junge Menschen.
In diesem Artikel erfahren Sie, was hinter dem digitalen Schmerz-Phänomen steckt, welche Behandlungsmöglichkeiten es beispielsweise bei einem Bandscheibenvorfall HWS gibt und warum Bewegung vor allem eines ist: die essenzielle Maßnahme zur Vorbeugung.
Was ist ein Handynacken? Ursachen und Entstehung
Der Begriff Handynacken ist kein medizinischer Fachbegriff, aber ein – wie ich finde – gelungener Versuch ein modernes Phänomen von Schmerzen zu beschreiben. Dieses benennt die Auswirkungen einer Belastung, die durch die Körperhaltung bei der dauerhaften Nutzung von Handys bzw. Smartphones oder anderen digitalen Geräten wie auch dem Laptop oder Tablet entstehen kann.
Gemeint ist dabei eine Überbeanspruchung der Halswirbelsäule und oft auch Schultermuskulatur, die vor allem durch das wiederholte und langfristige Beugen des Kopfes nach vorne verursacht wird – etwa beim Lesen oder Schreiben am Handy oder durch Büroarbeit am Bildschirm.
Je stärker der Kopf geneigt ist, desto höher ist der Druck auf die Nackenmuskulatur und die Bandscheiben im Bereich der Halswirbelsäule. Diese Haltung führt auf Dauer zu Überdehnung, Verspannungen und im schlimmsten Fall zu einem steifen Nacken.
Auch das Einklemmen des Telefons zwischen Schulter und Ohr, etwa beim Telefonieren ohne Freisprecheinrichtung, kann eine Überlastung einer Seite auslösen, ist aber nicht inzwischen nicht mehr so sehr üblich.
Die Indikatoren reichen von einem leicht verspannten Nacken über eine starke Nackenverspannung bis hin zu chronischen, ausstrahlenden Schmerzen. In der Fachwelt kursieren mit „Text Neck“ oder „Tech Neck“ Begriffe, die das moderne digitale Nutzungsverhalten und den hohen „Handykonsum“ ebenfalls treffend beschreiben.
Ein Handynacken ist in der Regel kein kurzfristiges Leiden, sondern kann eine als ernstzunehmende Beschwerden an der Halswirbelsäule und auch Rückenschmerzen nach sich ziehen.
Nackenschmerzen früher vs. heute: Warum das digitale Zeitalter unseren Hals belastet
Nackenschmerzen gab es auch schon, bevor mobile Telefone oder gar Computer erfunden wurden. Dies ist sprachlich in antiquierten Begriffen wie “Witwenbuckel” sichtbar, die aber immer noch genutzt werden, um die Beschwerden eines Rundrückens in Worte zu fassen.
Damals war ein “Nackenbuckel” eher bedingt durch körperlich schwere Arbeit oder schweres Tragen, Unfälle oder degenerative Veränderungen im Alter. Jedoch ist davon auszugehen, dass der Rücken und insbesondere der Nackenbereich heute mehr als vor einem Jahrhundert ein strapaziertes Körperareal darstellt.
Warum bringt das digitale Zeitalter uns mehr Probleme an der Wirbelsäule und genauer an der HWS ein?
- Durch unsere veränderte Lebensweise: Weniger körperliche Aktivitäten und Berufe bestimmen den Alltag. Stattdessen verbringen wir mehrere Stunden täglich im Sitzen, meist mit Blick auf Bildschirme.
- Smartphones und Laptops – konkrete Risikofaktoren: Die statische Vorbeugehaltung („Text Neck“) belastet die Halswirbelsäule stark und kann eine Mehrbelastung von bis zu 27 kg auf die Halswirbelsäule erzeugen. Ein solche Belastung war in der „Vor-Smartphone-Zeit“ kaum gegeben.
- Steigende Fallzahlen: Seit den 2010er Jahren berichten Orthopäden und Physiotherapeuten von einer signifikanten Zunahme an HWS-Beschwerden – besonders bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen, was früher untypisch war.
- Bandscheibenvorfälle heute häufiger diagnostiziert: sie sind nicht neu – aber treten heute früher im Leben auf, werden dank besserer Diagnostik öfter erkannt und sind vermutlich häufiger bedingt durch die spezifische “digitale Haltung”.
Symptome des Handynackens erkennen: So äußert sich die Belastung
Nicht automatisch steigern sich die Beschwerden vom verspannten Nacken bishin zum Bandscheibenvorfall Halswirbelsäule. In der Tat können sie beim Handynacken sehr unterschiedlich ausfallen – je nachdem, wie stark und wie lange die Belastung anhält.
Zu den häufigsten Symptomen, von denen Betroffene in der Regel und in unterschiedlicher Intensität berichten, gehören folgende:
- Nackenschmerzen, eine verhärtete Muskeln, Blockaden sowie ein steifer Nacken, die die Bewegung und Beweglichkeit unterschiedlich stark einschränken können
- eine zunehmende Bewegungseinschränkung im Bereich von Kopf und Nacken, begleitet von einem dumpfen oder ziehenden Schmerzgefühl.
- Lokale Verspannungen, die auch in den Kopf, in die Schultern oder Arme ausstrahlen können.
Wird die Halswirbelsäule dauerhaft überlastet – etwa durch eine dauerhafte Fehlhaltung beim Blick auf das Smartphone – können auch Bandscheiben in Mitleidenschaft gezogen werden.
Dann können auch eingeklemmte Nerven auftreten, die wiederum Taubheitsgefühle in Armen, Händen und Fingern, Kribbeln oder sogar Schwindel, Tinnitus und andere neurologische Symptome im Körper auslösen können.
Ein Bandscheibenvorfall HWS ist eine ernstzunehmende Komplikation des chronischen Handynackens. Er macht sich oft durch starke Schmerzen, ausstrahlende Beschwerden und neurologische Ausfälle bemerkbar und sollte so früh wie möglich durch einen Arzt oder eine Ärztin abgeklärt werden.
Diagnose im Rahmen des Handynackens
Nicht jeder Nackenschmerz ist gleich ein Handynacken – doch wer regelmäßig unter einem verspannten Nacken, Bewegungseinschränkungen oder sogar ausstrahlenden Schmerzen leidet, sollte ärztlichen Rat einholen.
Zunächst können regelmäßige Massagen oder gezielte Übungen der Physiotherapie leichte Symptome wie Verspannungen im Körper und Rücken lösen.
Besonders dann, wenn Betroffene Taubheitsgefühle in den Fingerkuppen, Schmerzen zwischen den Schulterblättern oder Schwindel empfinden, ist eine gründliche Abklärung in der Orthopädie und auch Neurologie wichtig.
Der erste Ansprechpartner ist ein Orthopäde oder Wirbelsäulenspezialist. Die Diagnostik beginnt in der Regel mit einer Anamnese, also einem ausführlichen Gespräch über Beschwerden, Haltung und Alltag. Anschließend werden klinische Tests durchgeführt, um Beweglichkeit, Muskelspannung und mögliche Nervenbeteiligung zu prüfen.
Je nach Verdacht und Alter der Patienten und Patientinnen wird eine weiterführende Bildgebung durchgeführt: Mithilfe von Röntgenaufnahmen lassen sich Fehlstellungen oder knöcherne Veränderungen der Wirbelsäule erkennen.
Besteht der Verdacht auf einen Bandscheibenvorfall, kommt häufig ein MRT (Magnetresonanztomografie) zum Einsatz, das auch Weichteile und Nervenstrukturen detailliert darstellt, um schließlich zu einer Diagnose zu kommen.
Wichtig ist zudem eine Differenzialdiagnose, um andere Ursachen von Nackenschmerzen auszuschließen – etwa altersbedingte Veränderungen, die ab dem 60. Lebensjahr häufig auftreten, oder entzündliche Erkrankungen.
Nacken und Halswirbelsäule behandeln – im Fall des Handynackens
Εin wichtiger Fakt: Selbst bei einem Bandscheibenvorfall im Bereich der Halswirbelsäule, der durch einen Handynacken verursacht werden kann, ist in den meisten Fällen keine Operation nötig.
In der Regel genügt als Behandlung eine konservative Therapie, bestehend aus Medikamenten in Form von oralen Schmerzmitteln, gezielten Injektionen zur Muskelentspannung sowie regelmäßiger Physiotherapie, um Beschwerden deutlich zu lindern und die Beweglichkeit wiederherzustellen.
Ein operativer Eingriff wird nur dann erwogen, wenn konservative Maßnahmen nicht den gewünschten Erfolg bringen oder in schwerwiegenderen Fällen, beispielsweise wenn neurologische Ausfälle auftreten.
Die Methoden der Bandscheibenvorfall HWS OP sind heutzutage nichtsdestotrotz minimalinvasiv: Der Zugang zur Halswirbelsäule erfolgt sogar häufig endoskopisch durch den Hals, wodurch die umliegenden Strukturen bestmöglich geschont werden.
Mehr Informationen zur Operation an der Halswirbelsäule sowie Hintergründe und Bewertungen von Patienten findest du auf meiner Informationsseite oder in einem Primomedico Podcast zum Thema – dort erkläre ich auch noch genauer, wann eine OP wirklich notwendig ist und wie die Nachsorge abläuft.
Fazit: Handynacken vermeiden und langfristige Folgen verhindern
Ein unbehandelter Handynacken kann auf Dauer ernsthafte Folgen nach sich ziehen – von chronischen Schmerzen über einen steifen Nacken bis hin zu strukturellen Schäden an der Halswirbelsäule. In schweren Fällen kann sich sogar ein Nackenbuckel oder Rundrücken entwickeln.
Eine Operation bei einem Arzt vom Fach, also einem Wirbelsäulenchirurg verläuft bei einem Handynacken in der Regel erfolgreich. Die Mehrheit der Patienten und Patientinnen sind danach schmerzfrei. Selten kann es auch dazu kommen, dass neurologische Symptome wie Taubheitsgefühle manchmal länger bestehen. Dann werden diese weiter ärztlich begleitet.
Jedoch ist eine Operation generell in der Regel nur dann notwendig, wenn der Bandscheibenvorfall in der Halswirbelsäule sehr ausgeprägt ist oder neurologische Ausfälle auftreten.
Denn: In den allermeisten Fällen lassen sich Beschwerden eines Handynackens oder Nackenbuckels durch eine konservative Therapie behandeln – etwa mit gezielter Physiotherapie, Schmerzmedikation und Haltungsumstellung.
So beugen Sie einem Handynacken effektiv vor:
Ein körperlich aktives Leben ist der beste Schutz vor Rückenbeschwerden. Achten Sie auf eine ergonomische Nutzung digitaler Geräte, vermeiden Sie dauerhaftes Nach-vorne-Beugen und integrieren Sie regelmäßig Dehnung und Mobilisationsübungen in Ihren Alltag.
Abwechslungsreiche Bewegung und Sport hält nicht nur Ihre Muskulatur und Halswirbelsäule fit, sondern beugt auch Nackenverspannung, Tech Neck und Nackensteifheit wirksam vor.
Das Wichtigste auf einen Blick:
- Handynacken entsteht durch dauerhafte Fehlhaltungen und Überlastung der Nackenmuskulatur
- Erste Warnzeichen für Betroffenen: plötzliche Rückenschmerzen, verspannter Nacken, eingeschränkte Beweglichkeit, Kopfschmerzen, Taubheitsgefühle bis in die Fingerkuppen
- Langzeitfolgen reichen von chronischen Schmerzen bis zu strukturellen Veränderungen an der Wirbelsäule
- Meist hilft eine konservative Behandlung – eine OP ist nur selten notwendig
- Vorbeugung durch Haltungsschulung, Bewegung & bewussten Umgang mit Handy oder Smartphone & anderen digitalen Bildschirmen – beim gewohnten Blick auf das Handy auch an die eigene Aufrichtung denken
– für eine gesunde, schmerzfreie Haltung im digitalen Alltag!
Sie haben Beschwerden im Nacken oder vermuten einen Handynacken?
Warten Sie nicht zu lange!
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